VNZV-Vorsitzender Jochen Anderweit appelliert an Politiker und Verleger, gemeinsam für den Erhalt der Pressefreiheit zu kämpfen – VNZV-Jahreshauptversammlung in Celle

Der VNZV-Vorsitzende Jochen Anderweit begrüßte Mitglieder und Gäste zur Jahreshauptversammlung des VNZV in Celle. Er dankte Friederike Pfingsten, Verlegerin, Herausgeberin und Geschäftsführerin der „Cellesche Zeitung“, für die Einladung zum Kollegenabend nach Celle.

In seiner Rede warnte Jochen Anderweit eindringlich vor einer ernsthaften Bedrohung der Demokratie durch das nachlassende Engagement der Politik für die Pressefreiheit. Er betonte, dass die Vielfalt und Unabhängigkeit der Medienlandschaft unverzichtbar seien für die Sicherung demokratischer Werte und den Schutz vor Desinformation. „Unsere geschätzte Demokratie ist in Gefahr“, so der VNZV-Vorsitzende. Er verwies auf die alarmierende Zunahme von Fake News, die insbesondere in den sozialen Medien rasant verbreitet werden. Diese Desinformationen gefährden nicht nur den öffentlichen Diskurs, sondern untergraben auch das Vertrauen in demokratische Institutionen.

Besonders besorgniserregend sei laut Anderweit die mangelnde Reaktion der Politik im Land Niedersachsen und im Bund auf diese Herausforderungen. Er kritisierte das Fehlen konkreter Maßnahmen zur Unterstützung der Presse und bemängelte, dass politische Entscheidungsträger die Bedeutung einer freien und vielfältigen Medienlandschaft nach wie vor unterschätzen würden. An die angedachte und im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition festgeschriebene Zustellförderung für Tageszeitungen glaube keiner mehr und auch die Hoffnung auf eine Senkung der Mehrwertsteuer für Presseprodukte halte er nicht für allzu groß. Die Politik versage auf der einen Seite der Branche nicht nur die Hilfe, sondern fördere auf der anderen Seite einseitig die Wettbewerber. So werde der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinen presseähnlichen Internetangeboten von der Politik nicht in seine Schranken gewiesen und zur Ausbreitung der Berichterstattung ins Regionale und Sublokale ermuntert. Gemeinnütziger Journalismus solle in Niedersachsen unterstützt werden und schließlich würde mit Steuergeldern die App „Digitale Dörfer“ in Millionenhöhe gefördert, um ungefiltert kommunale Informationen über das zulässige Maß hinaus zu verbreiten. Anderweit resümierte, sollte sich die Einstellung der Politiker nicht ändern, bekäme es die Branche mit aktiver Sterbehilfe zu tun.

Der Vorsitzende rief dazu auf, die Stimme der Branche zu erheben und gemeinsam für den Erhalt der Pressefreiheit zu kämpfen. Dazu forderte er eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Verlegern und Journalisten, um die Interessen der Presse gegenüber der Politik nachhaltiger zu vertreten.

Der Nordhorner Verleger kündigte an, dass der VNZV zur Relevanzsteigerung der Branche einen Austausch mit Verlegern und Chefredakteuren organisieren wolle, um die Berichterstattung zu Branchenanliegen zu stärken und die Bedeutung der Pressefreiheit in den Redaktionen zu unterstreichen.

Der VNZV-Vorsitzende wies darauf hin, dass insbesondere die Dominanz der großen Plattformen die Zeitungsbranche vor wirtschaftliche Herausforderungen stelle. Um diese zu meistern, appellierte er an die Solidarität innerhalb der Branche und forderte eine aktive Unterstützung der Verbandsarbeit.