Vor dem Druckzentrum der „Nordsee-Zeitung“ (NZ) in Bremerhaven wurde in der Nacht zu Donnerstag (8. Januar 2024) demonstriert, die Ein- und Ausfahrt blockiert und ein Misthaufen abgeladen. Die protestierenden Bauern erklärten, dass sie nicht dafür verantwortlich gewesen seien. Etwa 50 Personen blockierten ab 0:20 Uhr das Druckzentrum Nordsee „Am Grollhamm“ mithilfe von Traktoren, Transportern und Pkw, offenbar mit dem Ziel, die Auslieferung der Zeitungen zu verhindern.
Die Protestierenden verlangten ein Gespräch mit Matthias Ditzen-Blanke, dem Verleger der NZ. Nach dem ihnen ein Treffen mit dem Verleger in Aussicht gestellt worden war, entfernten die Landwirte den vor dem Druckzentrum abgeladenen Mist und die Zeitung konnte pünktlich zugestellt werden.
Der Stein des Anstoßes für die Protestierenden war ein Bericht in der NZ, der sich auf eine Aktion bezog, bei der die Landwirte mit beleuchteten Treckern ein großes Herz in Form eines „D“ gezeigt hatten. Der Bericht thematisierte unter der Überschrift „Herzsymbol bei Radikalen“, dass der Slogan „Ein Herz für Deutschland“ auch von rechtsradikalen Gruppen verwendet wird. Dies führte dazu, dass sich die Bauern in die rechte Ecke gedrängt fühlten. NZ-Chefredakteur Christoph Linne betonte in einem Gespräch mit den Protestierenden, dass der Artikel die Aktion ausgewogen dargestellt habe. Ausdrücklich stelle der Artikel klar, dass die Veranstalter der Aktion sich von rechtsradikalen Ideologien klar distanziert haben.
Für Konfrontation hatte außerdem ein Video auf dem Messenger-Dienst Telegram gesorgt, auf dem die sog. Gruppe „Gemeinsam Stark Bremerhaven“ das NZ-Druckhaus zeigte und von Desinformation und Meinungsunterdrückung sprach. Die Meinungsführer der Gruppe hatten angekündigt, dem Medium „einen Denkzettel zu verpassen“. Das Video sorgte für Irritation bei den Landwirten. „Da muss man eingreifen, das ist nicht mein Gedankengut, das dort verbreitet wird“, stellte ein Sprecher der Landwirte klar.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hat die Blockade des Druckzentrums Nordsee scharf kritisiert. Wer die Berichterstattung in einer Zeitung durch die Blockade eines Druckhauses zu verhindern suche, greife die Pressefreiheit an, die im Grundgesetz verankert sei, so Mäurer. Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) äußerte: „Die Pressefreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. Wer das nicht anerkennt, weil er mit der Berichterstattung nicht einverstanden ist, läuft Gefahr, die demokratischen Pfade zu verlassen.“
Mit einem guten Dutzend Trecker und Lkw hatten sich am Mittwoch etwa 30 wütende Landwirte und sonstige Teilnehmer der morgendlichen Trecker-Demo vor dem Dewezet-Druckzentrum am Hottenbergsfeld in Hameln versammelt. Die Polizei, die von der Absicht der Demonstranten erfahren hatte, beschützte sowohl die Druckerei als auch die Verlags- und Redaktionsgebäude an der Oster- sowie Baustraße. Der Auslöser für die Drohkulisse war ein kurz zuvor veröffentlichter Online-Artikel, der den Demonstranten nicht gefiel. Von der Aktion distanzieren will sich das Landvolk in Hameln-Pyrmont im Nachhinein nicht. Der Hameln-Pyrmonter Landvolk-Vorsitzende wollte das Verhalten seiner Landwirts-Kollegen nicht bewerten. Er war allerdings der Ansicht, dass die Dewezet bei Landwirte-Demos zunächst Inhalte mit den Organisatoren und/oder der Polizei abstimmen sollten, „bevor gewisse Dinge online gestellt werden“. Die Dewezet lehnt das jedoch als Vorstufe einer Zensur strikt ab.
Quelle: „Nordsee-Zeitung“/“DEWEZET“